Montag 23.09.2019
Die Schlösser der Loire
Natürlich gehört zum Standardprogramm jedes (fast jedes) Frankreichreisenden, der das Tal der Loire besucht die Besichtigung des ein oder anderen Schlosses, wofür die Region ja schließlich bekannt ist.
Mal ehrlich. Wir sind hunderte Kilometer an der Loire entlangfahren und haben kein einziges Schloss gesehen, lediglich die Schilder. Fast an jeder Straßenkreuzung findet sich ein Schild, das einen auf ein „Chateux xyz“ hinweist und den bedarften oder unbedarften Besucher verleiten will eben jenes alte Gemäuer zu besichtigen.
Nun ja, einmal haben wir uns vom Prospektbild des Campingplatzes in la Villes aux Dames verleiten lassen so ein altes Gemäuer zu besuchen. Also eine Art Wasserschloss sollte es sein mit einer steinernen Brücke als Zugang und ganz zauberhaft sollte es aussehen. Wunderbar. Es war auch nur gut 20 km von unserem Standplatz entfernt, also fuhren wir während der Woche hin, um größeren Touristenströmen auszukommen. Man kennt es ja von Neuschwanstein. Da fährst du hin, parkst für sündhaft teures Geld, um dann in einer Schlange mit mehreren Hundert japanischen, amerikanischen und sonstigen ausländischen Touristen zu stehen, die die Ausgeburt einer krankhaften Fantasie eines neurotischen Königs unbedingt „in natura“ sehen wollten, obwohl es im Internet -ohne viel Suchen- wesentlich besseres Anschauungsmaterial gibt.
Zurück nach Frankreich. Alles was wir von diesem Schloss sahen, war ein mehrteiliger gut durchorganisierter Parkplatz, für Pkws in verschiedenen Höhen, Reisebusse, Stellplätze für Wohnmobile und eine Unmenge an Menschen: „Ca suffit!“ Ich muss sie nicht sehen diese Chateaux, deren Innenleben ich vermutlich schon zig-fach gesehen habe und deren äußerer Anblick mir dank geschickter Verkehrsführung und Parkplatzorganisation verwehrt bleibt.
What shalls?! Ich muss mir diese dekadenten Ausgeburten einer feudalherrschaftlichen Ausbeutungsmaschinerie nicht reinziehen und mich auch nicht mit inzüchtigen Geschichten eines niederrangigen „Herrscherhauses“ von Gottes (welchen Gottes überhaupt?) Gnaden beschäftigen. Die Architektur und die Kunst? Solange diese lediglich die Manifestation eines gesellschaftlichen Klassensystems darstellen, die nur einer privilegierten Oberschicht zugänglich war, kann ich gut und gerne darauf verzichten. Da ist mir eine ehrliche Graffiti auf einem Eisenbahnwaggon allemal lieber.
Also keine Loire-Schlösser!